"Brand / Rauchentwicklung im Wald, Teisnach Am Hochfeld Richtung Aschenholz" – eine solche Einsatzmeldung wird Feuerwehrleuten in Teisnach und Umgebung einiges abverlangen. Das Waldgebiet an einem Südhang kann mit Feuerwehrfahrzeugen nicht angefahren werden und die nächsten Hydranten sind weit entfernt. Die erste Brandbekämpfung müssten durch Fußmannschaften mit Handlöschgeräten erfolgen. Bis dann Schlauchleitungen ausgelegt sind und ausreichend Löschwasser zur Verfügung, muss Wasser gespart werden. Ist man für solche Szenarien gerüstet in Teisnach, wie soll man vorgehen und was braucht man dazu? Im Jahr 2022 wurde das Gebiet um Teisnach bereits an zwei Tagen durch den Deutschen Wetterdienst in Stufe 5 des Waldbrandgefahrenindex eingestuft – es herrschte höchste Waldbrandgefahr.
Bislang sind die Wälder im Bayerischen Wald relativ feucht und kühl. Aber die gerade die Fichte, die kühles und feuchtes Klima bevorzugt, ist auf dem Rückzug. Die Sommer in den letzten Jahren waren vermehrt heißer und trockener und der Borkenkäfer hat die Bestände erheblich dezimiert. Wie sich die Veränderungen auf die Wälder und die Bodenstruktur auswirken, ist auch für die Feuerwehren von Interesse. Trockenere Boden können auch eine höhere Waldbrandgefahr bedeuten.
Die Waldbrände in der Böhmischen und der Sächsischen Schweiz, die in den letzten zwei Wochen die Feuerwehren fordern und bis heute nicht vollständig gelöscht sind, machen nachdenklich und zeigen, wie schwierig und aufwendig es wird, wenn ein Waldbrand in einem Gebiet entsteht, das schwer zugänglich ist und nicht mit Feuerwehrfahrzeugen angefahren werden kann.
Auch wenn es an diesen Tagen glücklicherweise zu keinen Bränden gekommen ist, muss man sich klar sein, dass es an diesen Tagen nicht ungefährlich war, dass sich ein kleiner Waldbrand, aus welchen Gründen auch immer er entsteht, schnell und vehement ausbreitet. Treffen dann noch drei Wetterfaktoren zusammen, nämlich Temperaturen höher 30°C, eine relative Luftfeuchtigkeit von weniger als 30% und eine Windgeschwindigkeit von mehr als 30 km/h, dann sind Flächenbrände fast nicht mehr beherrschbar und breiten sich enorm schnell aus.
Glücklicherweise waren die meisten Wald- und Flächenbrände der letzten Jahre in der Nähe von Straßen oder Wegen, die mit den Löschfahrzeugen befahren werden konnten. Es reichten ein paar Schlauchlängen, um den Brand zu löschen. Für die Nachlöscharbeiten mussten aber des öfteren Brandnester im Waldboden oder in Wurzelstöcken freigelegt werden, um diese abzulöschen. Die ansässigen Landwirte sind dabei meist auch mit im Boot und stehen bereit um die Feuerwehr mit Güllefässer bei der Löschwasserversorgung zu unterstützen oder Flächenbrände zu bekämpfen.
Aus den oben angeführten Gründen beschäftigt sich die Feuerwehr Teisnach bereits seit mehreren Jahren mit einem Einsatz- und Ausrüstungskonzept für Wald- und Vegetationsbrände, das auf die bei uns vorhandenen Gegebenheiten zugeschnitten ist. Dazu gab es viel Recherche und Erfahrungsaustausch mit befreundeten Feuerwehrkollegen in ganz Bayern. Am Markt angebotene Einsatzgeräte wurden und werden ausprobiert und es wird überlegt, wie bei Wald- und Flächenbränden am besten vorgegangen werden soll.
Daraus ergaben sich drei grundlegende Überlegungen:
Zum ersten ein Konzept für den Ersteinsatz entwickeln, wenn die Brände in Bereichen sind, die nicht mehr von den Löschfahrzeugen aus bekämpft werden können.
Zum zweiten den Nachschub für die Fußmannschaften so zu organisieren, dass deren Arbeit effektiv durchgeführt werden kann und die Wege kurz sind.
Als Drittes die Einsatzleitung so aufzustellen, dass schnell ein Überblick über die Einsatzlage entsteht und der Einsatz optimal durchgeführt werden kann und auch die Sicherheit der Feuerwehrleute gewährleistet wird.
Eine Brandbekämpfung aus der Luft dauert, es müssen erst geeignete Hubschrauber und Aussenlastbehälter angefordert werden, Füllstellen und ein Landeplatz sind zu organisieren, dazu kommen die Einsatzkosten
"Eine schnelle Eingreiftruppe ohne viel Schnickschnack war unser Ziel, der langwierige Aufbau von Schlauchleitungen kostet zu viel Zeit. Auch haben wir nicht viel Platz im Gelände und müssen zuerst eine Logistik im Hintergrund aufbauen, das dauert leider." so der 1. Kommandant Sandro Plötz. Aus einer Vielzahl von Produkten am Markt waren schnell bewährte Handwerkzeuge und tragbare Löschgeräte ausgewählt, ein Arbeitsaufteilung für eine Löschgruppe als Fußmannschaft mit den Maßnahmen Löschen und Räumen wurde erstellt. Als Löschgeräte für die Fußmannschaften wurden zuerst zwei Löschrucksäcke beschafft.
Löschwasser sparen ist in der Anfangsphase sehr wichtig. Hier werden bei Vegetationsbränden statt den sonst üblichen C-Rohren die kleineren Schläuche und Strahlrohre der Größe D verwendet. Um im Wald, abseits der Wege Löschwasser und Geräte an die Einsatzstelle bringen zu können, erschien der Transport mit einem kleineren Traktor als ideal. Hier unterstützen die örtlichen Landwirte die Feuerwehr. Ein 600 oder 1000 Liter fassender Container kann mittels Dreipunktaufhängung von einem Traktor aufgenommen werden und bringt das Löschwasser, auch durch das Unterholz, ins schwierige Gelände und an die Einsatzstelle. Herzstück ist eine Spezialpumpe, die ausreichend Leistung für die Strahlrohre und den notwendigen Druck liefert. Den größten Vorteil spielt die Pumpe bei Platz und Gewicht aus, den direkt am Traktor muss diese weder zur Einsatzstelle getragen, noch mit Treibstoff versorgt werden.
Aktuell steht die Flächen- und Waldbrandausstattung in Teisnach komplett bestückt und einsatzbereit im Geräthaus bereit. Verstärket wird das Konzept auch durch das Kommunale Fahrzeug des Bauhofes Teisnach, das ebenfalls zwei Wassertanks und eine Pumpe hat. Das Fahrzeug hat den großen Vorteil das es klein, wendig und Geländefähig ist.
Mit dabei im Konzept ist für die Logistik der neue Gerätewagen der FF Teisnach. Der kleine Hochdachkombi kann auf befestigten Forststraßen fahren (auch ohne Allrad) und den Personen- oder zusätzlichen Materialtransport bieten. "Ein Allradantrieb wäre uns am liebsten gewesen, das war aber modellbedingt und preismäßig bei der Beschaffung leider nicht möglich" so Kommandant Sandro Plötz. "Wir haben aber trotzdem ein kleines und wendiges Fahrzeug für die Forststraßen, was sich positiv auf den Einsatz auswirken kann" so Plötz weiter. Für die Einsatzleitung steht der neue Einsatzleitwagen ELW 1 zu Verfügung. Nicht nur die Lagedarstellung ist damit bestmöglich gegeben, über die vorhandene Technik können Kartenmaterial, Luftbilder und Wetterdaten abgerufen werden. Für die Wetterlage am Einsatzort führt das Fahrzeug zudem eine mobile Wetterstation mit.
Im Rahmen der Ausbildung werden die Feuerwehrleute im Umgang mit den Löschgeräten für Vegetationsbrände geschult und ihnen auch Taktik und richtiges Verhalten beigebracht.
Zusammen mit den Landwirten und dem Bauhof kann die Feuerwehr Teisnach bei Wald- und Vegetationsbränden in Zukunft schnell reagieren, wobei man aber hofft das solche Ausmaße wie in Brandenburg oder Berlin nie eintreten.
Technik Ecke:
Fassungsvermögen Tank: bis 1000 Liter
Leistung Pumpe: bis zu 300 Liter / Minute
2x Hohlstrahlrohre 80 Liter / Minute
1x Strahlrohr 50 bzw. 100 Liter / Minute
1x Schlauchrucksack mit 4x15 Meter D-Schlauch
2x Löschrucksack mit je 20 Liter Inhalt
1x Kübelspritze
2x Waldbrandwerkzeug
2x Tragegestell für Ausrüstung (in Beschaffung)
div. Grabwerkzeuge
div. Zubehör
Zusätzlich zum Konzept führt man auf den anderen Fahrzeugen mit:
2x 3000 Liter Faltbehälter als Zwischenspeicher für Löschwasser
1x Staustelle zum anstauen von kleineren Bächen um Wasser zu entnehmen
1x Flachsaugkorb zum ansaugen in Gewässern mit niedrigem Wasserstand od. an der Staustelle
Waldbrandpatschen
1x High Cafs - Ein kleiner mobiler Hochdrucklöscher der mit einem Wasser / Schaum Gemisch arbeitet
Wärmebildkamers zum finden von Glutnestern